Hl. Irenäus von Lyon

Diejenigen, die Gott schauen, haben Teil am Leben, denn die Herrlichkeit Gottes macht lebendig. Das ist der Grund, weshalb der Unfassbare, Unbegreifliche und Unsichtbare sich den Menschen sichtbar, begreifbar und fassbar darbietet: um die lebendig zu machen, die ihn fassen und schauen.

Denn wenn seine Größe unergründlich ist, so ist doch seine Güte auch unaussprechlich; durch diese macht er sich sichtbar und verleiht denen, die ihn schauen, das Leben. Denn es ist unmöglich, ohne das Leben zu leben, und Leben gibt es nur durch die Teilhabe an Gott, die darin besteht, ihn zu schauen und seine Güte zu genießen. Die Menschen werden also Gott schauen, um zu leben, indem sie durch dieses Schauen unsterblich werden und in Gott eintauchen. Durch die Propheten wurde in Bildern angekündigt, dass die Menschen, die Gottes Geist in sich tragen und immer seine Ankunft erwarten, Gott schauen werden, wie Mose im Buch Deuteronomium sagt: „An jenem Tag werden wir sehen, dass Gott zum Menschen sprechen wird, und er wird leben“ (vgl. Dt 5,24). […] Derjenige, der alles in allen wirkt, ist – was seine Macht und Größe betrifft – für alle von ihm geschaffenen Wesen unsichtbar und unaussprechlich, jedoch keineswegs unbekannt. Denn alle erfahren durch sein [göttliches] Wort, dass es nur einen Gott und Vater gibt, der alles umfasst und allen das Dasein verleiht, gemäß dem Wort des Herrn: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18).

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 27 April 2024